Die Corona-Krise beschleunigt den Umbruch in der Automobilindustrie, weil die Absatzlücke zusätzlichen Druck erzeugt. Dadurch wird die Konsolidierung schneller voranschreiten, als das bisher erkennbar war. Das gilt besonders für kleine und mittlere Zulieferunternehmen, die schon lange eine viel zu geringe Rendite haben. Sie sind durch die Absatzrückgänge zum Teil tief in die roten Zahlen geraten. Das hat zwei sehr unterschiedliche Auswirkungen: Für strategisch wichtige Produkte organisieren OEMs Übernahmen durch starke Partner. Investoren, die sich auf schwierige Fälle spezialisiert haben, gehen auf Schnäppchen-Jagd. Natürlich spielen chinesische Unternehmen dabei eine große Rolle.
Wie aktiv chinesische Unternehmen gerade sind, zeigt sich an auch an diesem aktuellen Beispiel: Die Daimler Truck AG und die Volvo Group gründen ein gemeinsames Unternehmen, um Wasserstoffantriebe für Nutzfahrzeuge zu entwickeln. Die beiden Partner halten an dem neuen Unternehmen jeweils 50 Prozent, und Volvo kauft sich mit 600 Millionen Euro in dieses Joint Venture ein. Volvo und der chinesische E-Autobauer Geely haben denselben Eigentümer. Diese beiden Unternehmen planen jetzt eine Fusion. Geely wiederum hält über seine Investmentgesellschaft „Tenaciou3“ 9,7 Prozent der Daimler-Aktien. Gleichzeitig haben Daimler und Geely seit rund einem Jahr ein Joint Venture für Smart gegründet. Ab 2022 soll der Smart dann als Elektroauto in China produziert werden. Im Gegensatz zu BMW und VW hat Daimler keinen inländischen Anker-Aktionär.
Umbrüche bedeuten immer auch Marktbereinigungen
Auch im Autohandel zeichnet sich ein dramatischer Umbruch ab. Handelsportale, die den stationären Händlern die Probleme, sprich die Autos, vom Hof holen, werden ebenso deutliche Marktanteile gewinnen, wie die Direkt-Vermarktung. Die Autohändler werden quasi in die Zange genommen: Die Kunden schieben größere Investitionen auf und gleichzeitig droht Konkurrenz durch neue Player auf dem Verkäufermarkt. Kleinere Händler werden unter Druck gesetzt durch Online-Autoportale und große Händler, die erhebliche Rabatte einräumen.
Umbrüche haben immer für Bereinigungen der Märkte gesorgt. Jetzt kommt es darauf an, das eigene Unternehmen fit für die Zukunft zu machen – ob in der Automobilproduktion oder im Automobilvertrieb. Die End-to-End-Prozesse vom Auftragseingang bis zur Auslieferung beim Kunden müssen stimmen. Hohe Geschwindigkeit gepaart mit Flexibilität und Effizienz ist entscheidend. Die Produkte müssen in Design, Funktion und Preis wettbewerbsfähig sein. Innovation wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Wettbewerbsfähige Preise brauchen optimale Kosten. Ein Produktionssystem kann noch so gut sein, die Nachteile, die bereits konstruktiv von der Entwicklung „eingebaut“ wurden, kann kein Produktionssystem kompensieren.
Stellen Sie alles auf den Prüfstand. Die Zeiten werden nicht einfach.